Heute habe ich zur Feier meiner 9 Jahre als Maßschneidermeisterin gleich eine ganze Bande auf der Couch:
Rock-Klassiker!
Bevor wir uns einigen aus der Gruppe genauer widmen eine kleine Exkursion in die Geschichte des Rocks:
Schon in der Bronzezeit (1800-750 v. Chr.) hatte die keltische und germanische Frau bereits einen hinten zusammengenähten, sehr faltenreichen, knöchellangen Rock an, der unter der Brust mit einer Wollschnur gehalten wurde. Er wurde in ausgestellter Form als Tuchstück gewoben. Mädchen trugen kurze Wickel-Röcke aus einer gewebten Borte, die mit Wollschnüren zusammengehalten wurden.
Im großen Ganzen kam es schnitttechnisch aber erst im 14. Jh. zur Zweiteilung des Kleides, wobei der Rock immer noch an das Oberteil genäht wurde.
Erst mit Entwicklung des Kostüms um 1880 bekam der Rock seine Selbstständigkeit und wurde zum selbstverständlichen, separaten Bekleidungsstück.
Der Bleistiftrock
Der Bleistiftrock hat was von Macht und ungemeine Raffinesse, er lässt eine unterschwellige Sexualität spüren – er bringt es zuwege, die Beine zu zeigen, ohne dass man sie sieht. Dieser Rock ist feminin und zugleich voller Power – und feminine Power ist das Beste, womit ein Rock aufwarten kann.
Der Bleistiftrock entstand aus der Entwicklung der Engen Linie, auch Bleistiftlinie, die von Christian Dior 1948 als Gegensatz zum New Look kreiert wurde. Die figurbetonte Linie betonte mit anliegendem Oberteil, runden Schultern, extra enger Taille, einem Rock der an der Hüfte durch Bundfalten, Drapierungen oder durch starke Hüftabnäher hervorgehoben wurde und unterhalb der Hüfte wie eine Bleistiftspitze enger wurde vor allem die weibliche Hüfte. Ein Gehschlitz im überknielangen Rock ermöglichte die notwendige Bewegungsfreiheit.
Der heutige Bleistiftrock ist klassischerweise in knieumspielender Länge, schmal, aber figurumspielend (nicht anliegend), leicht zum Knie eingestellt oder gerade geschnitten, mit taillenhohem Bund und Gehschlitz (meist hinten). Er ist der klassische Kostümrock unserer Zeit – klassisch, weiblich und trotzdem nicht zu offenherzig (Achtung!: passende Länge).
Der Bleistiftrock passt bei jeder Figur, wenn man die entsprechende Länge findet, die dem Bein schmeichelt und ihn richtig kombiniert.
„Jede Frau mit Grips und Stil schreitet selbstbewusst aus in ihren High Heels und tut so, als sei sie sich der Wogen nicht bewusst, die ihr Bleistiftrock aufwühlt.“
(Bleistiftrock – Quelle: Nina Garcia, „Der perfekte Kleiderschrank – Die 100 Style-Klassiker, die jede Frau braucht“)
Der Minirock
Die Engländerin Mary Quant entwickelt etwa 1960 die Mini-Mode, die etwa 1963/1964-73 (mit Unterbrechung 1970/71: Midi-Mode) bei den Jugendlichen beliebt war. Der Rock bedeckte höchstens die Oberschenkel oder war zum Hohepunkt der Mini-Mode 1967-69 noch kürzer.
Somit ist der Mini im Prinzip die kleine Schwester des Bleistiftrocks. Und er sieht eigentlich auch nur bei jungen Frauen stimmig aus, wenn er so extrem kurz ist, wie in den 60ern.
Die gemäßigte Form, die etwa eine-hand-breit über dem Knie endet ist allerdings auch noch im Alter ab 30 Jahren tragbar, wenn die Beine schlank sind und die Hüfte nicht zu breit, denn ein zu kurzer Rock zaubert auch immer die Hüfte optisch etwas breiter – daher ist es ja auch so wichtig auf eine passende Rocklänge zu achten.
(Minirock – Quelle: „Reclams Mode- & Kostümlexikon“; Ingrid Loschek, 1999)
Der schwingende, ausgestellte Rock
Der ausgestellte Rock schmeichelt der Figur und bietet im Gegensatz zum Bleistiftrock wesentlich mehr Bewegungsfreiheit – dieser Rock zaubert Weiblichkeit und beschwingte Leichtigkeit.
Der Glockenrock ist ein um die Hüften anliegender und zum Saum hin glockig, ausschwingender Rock, dessen Schnitt aus einem Kreis (Tellerrock) oder Kreissegmenten (Glockenrock) erst 1898 erfunden wurde. Zuvor wurde die Saumweite durch eingesetzte Keile (Godets) zwischen geraden Bahnen erzielt.
Der Bahnenrock besteht, in der ausgestellten Variante, aus meist „keilförmigen“, nach unten weiterwerdenden Bahnen (mindestens 4 Bahnen). Er ist in der Regel bis zur Hüfte anliegend und kann durch das Einsetzen von Godets zusätzliche Saumweite erhalten.
Weitere „Rock-Stars“ sind:
Maxirock bezeichnet vor allem die Länge, auch wenn damit vor allem lange, ausgestellte Röcke bezeichnet werden.
Beim Midi-Rock ist die Definition nicht so einfach. Klar ist, es geht um die Länge. Die kann aber je nach Verständnis irgendwo zwischen knieumspielend und wadenlang sein.
Beim Lederrock, bei dem es vornehmlich um das Material geht, sieht man vermutlich klassischerweise eher einen Bleistiftrock aus Glattleder vorm inneren Auge, als einen ausgestellten Velourleder-Rock. In letzter Zeit begegnen uns aber alle möglichen Rockvarianten in Leder auf den Laufstegen der Designer.
Natürlich gibt es auch einige Stilfragen zu unseren Rock-Stars!
Mehr dazu im nächsten Beitrag…
(Weitere Quelle: „Fachwissen Bekleidung“; 6. Auflage 2001)