Daniela Nadler

Klassiker auf der Couch

Jackett, Sakko und Blazer – Die Lieblinge der Business-Garderobe

 

Der Name Jackett – vom frz. jaque „Jacke“, im 15. Jh. zu frz. jaquette „Jäckchen“ – ging Mitte des 19. Jh. auf das männliche Obergewand, den Rock über, während die „Jacke“ ein weibliches Obergewand bezeichnete.

Entwickelt hat sich das Jackett kurz vor 1850 aus dem sog. Jäckchenfrack, dessen Schöße immer kürzer und letztlich ganz weggelassen wurden.

Das erste Jackett war knapp oberschenkellang, vorn in der Taille weg mit einem scharfen Abstich, einreihig und in dunkler Farbe. Dazu wurde eine hellere Hose aus dem gleichen Stoff getragen.

Um 1860 arbeitete man Jackett und Hose aus dem gleichen Stoff – der Vorläufer des heutigen klassischen Geschäftsanzugs (der sich aus dem Sakko-Anzug entwickelt hat) war geboren.

Ab 1867 kam ein neuer Jackett-Schnitt, das sogenannte Sakko-Jackett hinzu, das bald nur noch Sakko genannt wurde.

 

Um 1900 wurde noch zwischen dem Sakkoanzug und dem als wesentlich kleidsamer empfohlenen Jackett-Anzug unterschieden. Das Jackett war nun fast knielang, ohne Taillennaht mit starkem, leicht abgerundeten Abstich (insgesamt weniger füllig als der Gehrock) und oft mit paspelierten Kanten. Die Ärmel hatten meist einen festgenähten Aufschlag mit Zierknopf.

 

Das ursprüngliche Sakko – österr. von ital. sacco aus amerik. sack „Sack“ – ursprünglich auch Sakko-Jacket war im Gegensatz zu dem Jackett (Rock-Jackett) zweireihig geknöpft, untailliert und schoßlos, d. h. gerade bzw. sackförmig geschnitten (daher der Name).

Ende des 19. Jh.s. wurde das Sakko dann auf Figur und etwas länger geschnitten und auch Einreiher als Sakko bezeichnet. Daher werden heute die Worte „Jackett“ und „Sakko“ auch gleichbedeutend verwendet.

Aus dem Sakko entwickelte sich um 1905 der Straßen- und Geschäftsanzug der konfektionierten Bekleidung, da das Sakko stets mit einer Hose aus dem gleichen Stoff getragen wurde.

 

Seit seiner Entwicklung hat sich der Sakko-Anzug – und somit das Sakko zu einem Klassiker entwickelt, da die arbeitende Bürgerschicht es zu ihrem Erkennungszeichen erwählte.

Der Sakko-Schnitt veränderte sich über die Jahre mit der Mode, blieb aber, egal ob

  • gerade gesäßbedeckend mit großem Halsausschnitt, dass die helle Weste sichtbar blieb, mit am Ellenbogen weitem Ärmel (1870er);

  • kleiner Halsausschnitt, so dass nur noch der Krawattenknoten sichtbar blieb (um 1885);

  • ob einreihig;

  • Edwardian-Style (1. Jahrzehnt des 20. Jh.s.);

  • hochtailliertes, schmales Stehbrust- / Brust-Sakko (1918 – 1922);

  • sehr tief ausgeschnittene Kent-Fasson (etwa 1934);

  • extrem weit, sackartig und zweireihig ( um 1946);

  • amerikanische V-Silhouette mit breiter Schulter- und Brustpartie (1947 – ca. 1955);

  • hochgeschloßener Mayerling-Stil (um 1950);

  • Londons korrekter und eleganter New-Edwarian-Style (ab 1950);

  • italienisch inspirierte körperbetonte Y-Sillhouette (ab 1955);

  • Fly-Front, mit verdeckter Knopfleiste (1960er);

  • schmale Schulter;

  • Gatsby-Look (1976) – mit leicht betonter Schulter;

  • deutlich verbreiterte Schulter (Ende 1970er) oder

  • die schmalem cleanen Schnitt (1990er),

immer als Sakko-Jackett erkennbar.

 

Aufgrund seiner Herkunft aus dem Geschäftsleben der bürgerlichen Schicht gehört das Sakko / Jackett für uns selbstverständlich ins Geschäftsleben und wird mit den bürgerlichen Werten des ausklingenden 19. Jh.s. verknüpft. Dazu gehören Leistungsbereitschaft, Professionalität und ….

 

Der korrekt gekleidete privilegierte Gentleman bekam aber bereits Ende des 19. Jh.s. in England ein Sportsakko das in den 1920ern als Herrenclubjacke in Sakkofasson mit dem Emblem des Sportclubs (zuerst Ruder-, dann Tennisclub) zum Blazer wurde.

Der Blazer – von engl. blaze „leuchten“ und blazon „Wappenschild“ – bekam aufgrund seiner auffallenden Farbe, der Aufmachung, die bewusst als Gegensatz zum bürgerlichen Alltagsanzug gedacht war, sowie wegen des Club-Abzeichen, auf der linken aufgesetzten Brusttasche, seinen Namen.

Meist war er Blau, seltener in den Clubfarben gestreift, mit abgesteppten Kanten, manchmal auch mit Bordierung, eingeschnittenen Taschen, Ärmelaufschlägen und mit Knöpfen aus Metall oder Perlmutt.

In den 1930ern trugen auch die Mitglieder privilegierter deutscher Sportclubs bevorzugt den Blazer.

In den 1950ern avancierte der Blazer dann zum exklusiven Freizeitsakko, aus Wollstoff, Jersey (Wirkware) oder im Sommer aus Leinen.

 

Etwa 1963 wurde der Blazer als sportliche Damenjacke übernommen.

 

Seit den 1980er gehört er zum festen Bestandteil der weiblichen Geschäftsgarderobe und ist auch aus der Damenmode nicht mehr wegzudenken.

Die Bezeichnung Sakko bleibt dem Männer-Jackett vorbehalten. In der Damenmode ist die Bezeichnungen „Blazer“ gebräuchlich. Werden Elemente aus der Herrenmode für die Damen übernommen wird auch die Bezeichnung „Jackett“ verwendet.

 

Der Damen-Blazer wird von uns heute als Gegenpart zum Herren-Sakko betrachtet. Er ist weniger strengen Vorgaben unterworfen als das Sakko – dessen Schnittvorgaben klassisch strenger gefasst werden. Die klassische Damen-Jacke hat damit gestalterisch weit mehr Spielraum – vom strengen Schneider-Jackett im Herrenstil über das Oversize-Jackett, den klassisch, taillierten Damen-Blazer mit Revers bis zum verspielten Schößchen-Blazer mit Schalkragen ist vieles möglich.

Die Einteilung in geschäftlich und Freizeit ist für Damen meist weniger streng. Eine Frau kann auch ein weiblichen Schößchen-Blazer zur Arbeit tragen, während der Herr im Geschäftsleben mit klassischem Dresscode auf das klassische Sakko beschränkt bleibt. Er kann höchstens in weniger formellen Branchen auf den Blazer oder ein Tweed-Sakko wechseln, während Damen dort eine große Schnitt- und Material-Vielfalt zur Verfügung steht. (Aber das ist nur recht und billig, wo Frauen geschichtlich gesehen doch erst seit kurzen überhaupt im Geschäftsleben mitmischen dürfen – Dafür nehmen wir uns modisch einfach, was uns gefällt. 😉 )

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