Der Ursprung des klassischen Woll- oder Tierhaar-Mantels
Im Allgemeinen beschäftigen wir uns ja nicht mit der Geschichte unserer Bekleidung – wir ziehen sie einfach an und tragen sie dann.
Da der
Mantel aber über die gesamte Menschheitsgeschichte eine wichtige Rolle – und das
nicht nur in den kühlen Regionen der Erde – gespielt hat ist seine Geschichte
wirklich spannend. Ich möchte sie aber möglichst kurz zusammenfassen, weil uns ja
vor allem die Form, die wir heute tragen beschäftigt. Alles andere ist im
wahrsten Sinne Geschichte.
Frau
Loschek lässt uns in „Reclams Mode- & Kostümlexikon“ wissen, dass
das Wort Mantel vom lat. Mantellum „Hülle, Decke“ (althochdt. Mantal) kommt.
Die
ersten Hüllen waren wohl Fellumhänge (Pelz) und der ursprüngliche Mantel ist
ein Überwurf wie Poncho und Cape und von Anfang an überwiegend aus Wollstoff – Die
einfache Schafdecke diente als Umhang.
Die
Frau übernahm größtenteils den Mantel des Mannes in leicht abgewandelter Form.
Im
antiken mittleren Osten (Sumerer, Mesopotamien, Asyrer – ca. 3500-2100 v. Chr.)
diente ein Stoffrechteck – eher ein breiter Schal, als ein richtiger Umhang –
als „Mantel“. Assyrer, Babylonier, Hebräer und Phönizier kannten außerdem einen
schmalen, langen Überwurf mit Kopfschlitz.
Die
griechische und römische Antike weist mehrere Übergewänder – meist aus
Wollstoff – auf, die sich in der Form nach Rang des Trägers und nach Verwendungszweck
in der Form unterschieden.
In der
römischen Frühzeit drapierten Männer die Toga, die Frauen trugen das Ricinium (Überwurf) und später die Palla um den Körper. Zudem gab es
gefibelte Übergewänder (Fibel = Art Brosche die den Umhang zusammen hält).
Als
Wetter-Mantel beider Geschlechter wurde die Paenula
über den Kopf gezogen (ähnlich eines Ponchos).
Im
Laufe der Zeit kamen weitere Formen hinzu, die allerdings alle weiterhin eher
einem Überwurf als dem heutigen Mantel, wie wir ihn kennen, glichen.
Der
Mantel-Überwurf der Germanen der Bronzezeit (1800-750 v. Chr.) war aus dunkler
Schafwolle. Er wurde am Webstuhl direkt in seine ovale Form gewebt und benötigte
keinen Zuschnitt. Im Gegensatz zu den Kulturen in wärmeren Regionen, die den
Mantel meist nur über eine Schulter trugen, wurde er über beide Schultern und
den Rücken gelegt und im Nacken etwas umgeschlagen, damit sich eine Art
Schalkragen ergab. Natürlich gab es auch Umhänge aus Fellen wie Wolf oder Bär
als wärmende Hüllen.
Das rechts
gefiebelte Sagum – ein Überwurf-Mantel der Kelten, aus einem rechteckigem Stück
Wollstoff, das die linke Schulter komplett bedeckte – wurde bis Mitte des
Mittelalters vom Mann getragen; im Winter mit einem Pelz ergänzt.
Im
Hochmittelalter waren die Mäntel immer noch überwiegend mit Fibeln geschlossene
Umhänge. Frauen trugen große Umschlagtücher.
Der
Kaputzen-Mantel – die Kappe – hielt sich
als Reise-Mantel bis ins hohe Mittelalter für beide Geschlechter.
Die
Fülle an Mantelschnitten und Trageweisen, die auch regional unterschiedlich
waren nahm im Mittelalter zu.
Eine
neue „Reisekappe“ tauchte um 1240 auf.
Sie wies erstmals lange Ärmel auf die mit zusätzlichen Armschlitzen versehen
waren – der Garde-corps (bis Anfang des 15. Jh.s.).
In der
2. Hälfte des 13. Jh.s. wurde der Mantel – mit Ausnahmen – kürzer und verhüllte
den Oberkörper mehr. Die Ganache spielte in der französischen Hofmode eine
Rolle, aber auch Mantel-Überwürfe kamen wieder in Mode.
Aber
wie sind wir eigentlich zum Mantel, wie wir ihn heute tragen, gekommen?