Daniela Nadler

Klassiker auf der Couch

Der Ursprung des klassischen Woll- oder Tierhaar-Mantels

Im Allgemeinen beschäftigen wir uns ja nicht mit der Geschichte unserer Bekleidung – wir ziehen sie einfach an und tragen sie dann.

Da der Mantel aber über die gesamte Menschheitsgeschichte eine wichtige Rolle – und das nicht nur in den kühlen Regionen der Erde – gespielt hat ist seine Geschichte wirklich spannend. Ich möchte sie aber möglichst kurz zusammenfassen, weil uns ja vor allem die Form, die wir heute tragen beschäftigt. Alles andere ist im wahrsten Sinne Geschichte.

Frau Loschek lässt uns in „Reclams Mode- & Kostümlexikon“ wissen, dass

das Wort Mantel vom lat. Mantellum „Hülle, Decke“ (althochdt. Mantal) kommt.

Die ersten Hüllen waren wohl Fellumhänge (Pelz) und der ursprüngliche Mantel ist ein Überwurf wie Poncho und Cape und von Anfang an überwiegend aus Wollstoff – Die einfache Schafdecke diente als Umhang.

Die Frau übernahm größtenteils den Mantel des Mannes in leicht abgewandelter Form.

Im antiken mittleren Osten (Sumerer, Mesopotamien, Asyrer – ca. 3500-2100 v. Chr.) diente ein Stoffrechteck – eher ein breiter Schal, als ein richtiger Umhang – als „Mantel“. Assyrer, Babylonier, Hebräer und Phönizier kannten außerdem einen schmalen, langen Überwurf mit Kopfschlitz.

Die griechische und römische Antike weist mehrere Übergewänder – meist aus Wollstoff – auf, die sich in der Form nach Rang des Trägers und nach Verwendungszweck in der Form unterschieden.

In der römischen Frühzeit drapierten Männer die Toga, die Frauen trugen das Ricinium (Überwurf) und später die Palla um den Körper. Zudem gab es gefibelte Übergewänder (Fibel = Art Brosche die den Umhang zusammen hält).

Als Wetter-Mantel beider Geschlechter wurde die Paenula über den Kopf gezogen (ähnlich eines Ponchos).

Im Laufe der Zeit kamen weitere Formen hinzu, die allerdings alle weiterhin eher einem Überwurf als dem heutigen Mantel, wie wir ihn kennen, glichen.

Der Mantel-Überwurf der Germanen der Bronzezeit (1800-750 v. Chr.) war aus dunkler Schafwolle. Er wurde am Webstuhl direkt in seine ovale Form gewebt und benötigte keinen Zuschnitt. Im Gegensatz zu den Kulturen in wärmeren Regionen, die den Mantel meist nur über eine Schulter trugen, wurde er über beide Schultern und den Rücken gelegt und im Nacken etwas umgeschlagen, damit sich eine Art Schalkragen ergab. Natürlich gab es auch Umhänge aus Fellen wie Wolf oder Bär als wärmende Hüllen.

Das rechts gefiebelte Sagum – ein Überwurf-Mantel der Kelten, aus einem rechteckigem Stück Wollstoff, das die linke Schulter komplett bedeckte – wurde bis Mitte des Mittelalters vom Mann getragen; im Winter mit einem Pelz ergänzt.

Im Hochmittelalter waren die Mäntel immer noch überwiegend mit Fibeln geschlossene Umhänge. Frauen trugen große Umschlagtücher.

Der Kaputzen-Mantel – die Kappe – hielt sich als Reise-Mantel bis ins hohe Mittelalter für beide Geschlechter.

Die Fülle an Mantelschnitten und Trageweisen, die auch regional unterschiedlich waren nahm im Mittelalter zu.

Eine neue „Reisekappe“ tauchte um 1240 auf. Sie wies erstmals lange Ärmel auf die mit zusätzlichen Armschlitzen versehen waren – der Garde-corps (bis Anfang des 15. Jh.s.).

In der 2. Hälfte des 13. Jh.s. wurde der Mantel – mit Ausnahmen – kürzer und verhüllte den Oberkörper mehr. Die Ganache spielte in der französischen Hofmode eine Rolle, aber auch Mantel-Überwürfe kamen wieder in Mode.

Aber wie sind wir eigentlich zum Mantel, wie wir ihn heute tragen, gekommen?

Dazu übermorgen mehr…

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