Daniela Nadler

Klassiker auf der Couch

Das (weiße) Hemd

hat sich vom Hemdgewand, das einfach über den Kopf angezogen wurde, im Laufe der Zeit zu dem geknöpften Bekleidungsstück, das wir heute kennen, entwickelt. Aus ihm entwickelte sich das Unterhemd, das Unterkleid, das Oberhemd und das Kleid, sowie die Bluse.

 

Das Wort Hemd stammt vom indogermanischen kem = bedecken, verhüllen; germanischen hama(n) = Kleidung; althochdeutsch = hamed; mittelhochdeutsch = hemede; mittellateinisch = camisa, davon altfranzösich = chainse; französich = chemise.

Seit dem 3. Jh. n. Chr. gab es in der mitteleuropäischen Männerbekleidung nachweislich ein weites, leinenes Untergewand, etwa oberschenkellang.

Seit dem 8./9. Jh. trug die Frau unter dem langen Obergewand (adh. hamo = Kleid), das ebenfalls von hemdartigen Schnitt war, ein etwas kürzeres, anliegendes, unteres Gewand.

Das Hemd hat seitdem bei Männern und Frauen als Ober- und Untergewand zahlreiche Veränderungen wie z. B. verschiedene Längen, schmalere oder weitere Ärmel und verschiedene Halsausschnittvarianten mitgemacht und wurde mal mehr und mal weniger gezeigt.

 

Bis etwa Mitte des 19. Jahrhunderts war das Hemd ein ausschließlich auf der Haut getragenes Untergewand mit losem, geraden Schnitt; meist aus Leinen, seit der industriellen Baumwollverarbeitung (etwa ab 1790) meist aus reiner Baumwolle.

1804 tauchte mit dem Frack-Hemd erstmals die Differenzierung zwischen Tages- und Abend-Hemd auf. Ab Mitte des 18. Jh. kamen verschiedene Halsbinder (Vorgänger der Krawatte) mit ins Spiel.

 

Ab dem 19. Jh. wurde das Hemd sichtbar zum Männerhemd mit unterschiedlichen, versteiften Kragenvarianten, das wir heute noch kennen, und bei den Frauen unsichtbar als Unterhemd/ -kleid getragen.

Im 20. Jh. änderte das Herrenhemd sich im Schnitt nur wenig, der Kragen bestimmte seine modische Form – das ist das Hemd, wie wir es heute kennen.

 

Das weiße Männerhemd ist ein Klassiker, der auch an Frauen gut aussieht. Geschichtlich gesehen ist es schließlich bei beiden Geschlechtern zu finden…

An einem Mann wirkt es knackig, adrett und konservativ. Schlüpft jedoch eine Frau hinein, wird´s heiß und bekommt eine knisternde Erotik, wenn es durch Gürtel oder in-den-Hosenbund-stecken auf Taille gebracht wird. Gedanken an den Morgen danach werden wach, was zutreffen kann, aber nicht muss. Vielleicht ist das auch der Grund, warum der Anblick einer Frau in einem weißen Männerhemd Männer fasziniert. Am besten wirkt es an einer Frau, wenn es aus dem Schrank des Liebsten gemopst wird. Aber frau kann sich auch eins in der Männerabteilung kaufen – den taillierten Frauenversionen fehlt einfach der letzte Pfiff.

 

 

Die (weiße) Hemdbluse

ist die kleine Schwester vom Herrenhemd.

Sie kann lässig wirken, wenn sie nicht zu sehr tailliert ist und lose fällt.

Korrekt und adrett geschlossen, uni mit einer Statementkette oder einer kleinen Schleife im Kragen wirkt sie weiblich, aber kompetent. Sie spielt immer mit dieser Spannung zwischen Korrektheit und Weiblichkeit, da sie meist leicht tailliert ist, durch Brustabnäher im Brust-/Schulterbereich besser sitzt als das Herrenhemd und durch den Kragen doch immer korrekt ist und Kompetenz vermittelt.

Sie sollte aber nie hauteng sitzen, damit verliert sie ihre Wirkung – vor allem, wenn sie transparent ist.

 

Natürlich gibt es Hemden und Blusen nicht nur in Uni-Weiß. Es gibt zahlreiche Muster und Farben und alle habe ihre ganz besondere Wirkung, in einem Weißton, der zum Farbtyp passt, kann man aber nichts falsch machen.

Außerdem schön sind ein helles Blau oder Aqua, zartes Rosa oder Apricot, ein Mittelblau und auch Dunkelblau und Anthrazit – Damit kann man in der Berufswelt nichts verkehrt machen, das geht immer. Genauso gehen natürlich schmale Längsstreifen und dezente Karomuster oder auch kleine, zurückhaltende Punkte- oder Paisley-Muster. Hier bietet der Klassiker Hemd/ Hemdbluse einiges an Auswahl, mit dem man „seine beste Figur machen“ kann.

 

(Quelle: Reclams Mode- & Kostümlexikon; Ingrid Loschek, 1999)

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